Grußwort des Präventionsnetzwerkes Finanzkompetenz e.V.

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Grußwort des Präventionsnetzwerkes Finanzkompetenz e.V. (PNFK e.V.) zur diesjährigen Aktionswoche der Schuldnerberatung

Das Präventionsnetzwerk Finanzkompetenz (PNFK) fordert und fördert seit mehr als 20 Jahren die Vernetzung und qualitative Weiterentwicklung der finanziellen Bildung in Deutschland. Dabei setzen wir uns für die Stärkung der Finanzkompetenz in allen gesellschaftlichen Gruppen ein.

Wir begrüßen es ausdrücklich, dass die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) die finanzielle Bildung unter dem Motto „Beste Investition – Finanzbildung“ ins Zentrum der diesjährigen
bundesweiten Aktionswoche rückt. Damit verbinden wir als PNFK auch die Forderung an die neue Bundesregierung, die in der vergangenen Legislatur beschlossene Finanzbildungsinitiative wieder aufzugreifen und für Deutschland eine nationale Finanzbildungsstrategie zu verabschieden. Denn nicht für jeden einzelnen Menschen, sondern auch gesamtgesellschaftlich gilt „Beste Investition – Finanzbildung“.

Das PNFK schließt sich den Forderungen der AG SBV an. Hierzu gehört die Förderung von unabhängigen und kostenfreien Bildungsangeboten für unterschiedliche Zielgruppen in allen Lebensphasen, welche unter anderem durch die seit Jahrzehnten mit dem Thema befassten Sozialen Schuldnerberatungsstellen vorgehalten werden könnten. Gerade Schuldnerberatung ist zudem geeignet, Menschen zu erreichen, die
besonderen finanziellen Risiken ausgesetzt sind. Hier ist es an der Politik, die Relevanz von finanzieller Bildung durch eine dauerhafte Förderung von Finanzbildungsprojekten, frei von wirtschaftlichen Interessen, zu begründen und dadurch Schulen, Jugendeinrichtungen und der Erwachsenenbildung die Inanspruchnahme dieser unabhängigen Expertise zu ermöglichen. Auch die im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung bereits benannte „kostenlose Schuldnerberatung, die niemanden ausschließt“, stärkt die finanzielle Lage von Verbraucher*innen und ist deshalb als Forderung zu unterstützen.

Das PNFK orientiert sich hinsichtlich seiner Definition von Finanzkompetenz an den Leitlinien der OECD, wonach Finanzkompetenz eine Kombination aus Bewusstsein, Wissen, Fähigkeiten, Einstellung und Verhalten ist, die die Grundlage für solide finanzielle Entscheidungen und letztendlich individuelles finanzielles Wohlbefinden ist.

Finanzielle Bildung befähigt zu einem sicheren Umgang mit den jeweils vorhandenen finanziellen Mitteln, sorgt für Chancengleichheit und leistet einen Beitrag zur Geschlechtergleichstellung, indem Finanzkompetenz allen gesellschaftlichen Gruppen gleichwertig zuteil wird und bestehende Defizite ausgeglichen werden. Über finanzielle Bildung kann wirtschaftliche Teilhabe hergestellt und gesichert werden, sie kann dazu beitragen, Überschuldung und (Alters-)Armut zu vermeiden. Finanzielle
Kompetenzen sind im Ergebnis sowohl für das Individuum als auch für die Gesellschaft von Vorteil.

Kritisch anzumerken ist an dieser Stelle jedoch auch, dass finanzielle Bildung nicht allein ausreicht Schulden, Überschuldung oder Armut zu vermeiden bzw. zu überwinden. Die strukturelle Problematik, dass beispielsweise

  • die Zahl von Menschen die auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind, kontinuierlich steigt,
  • rechtlich verbriefte Unterstützungsleistungen aufgrund verschiedener Hürden nicht abgerufen werden,
  • existenzielle Ausgaben für Wohnen, Energie und Lebensmittel auf einem hohen Niveau liegen,
  • das Geschlecht nach wie vor einen Unterschied bei der Armutsbetroffenheit bedeutet und
  • es insbesondere regional große Differenzen zwischen den Zahlen von Stellenangeboten und Arbeitssuchenden gibt,

lässt sich nicht allein durch finanzielle Bildung auflösen. Die Verantwortung für finanzielles Wohlbefinden allein bei den einzelnen Individuen zu verorten, wird diesen Verhältnissen nicht gerecht und deshalb müssen ebenso strukturell Rahmenbedingungen geschaffen werden, die Armut und ungerechte Einkommensstrukturen reduzieren, den Zugang zu finanzieller Bildung, Informationen und Dienstleistungen erleichtern, Verbraucher*innen bei der Entscheidungsfindung unterstützen und vor unseriösen Angeboten durch starke Verbraucherrechte und -beratung schützen.

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